#1

Der Traum vom Leben (Ein Ein-Akt-Drama)

in Be creative! 06.05.2020 17:16
von MutterDesForums • Roter Panda | 63 Beiträge | 5370 Punkte

Athen, 1435.
Ein junges Mädchen, fasziniert vom Licht, von Farben, wurd’ geblendet, denn ließ Fortuna Helios’ Strahlen hell erleuchten, auf dass sie verlor ihren liebsten Sinn.
Traurig jeden Tages, welchen sie nie wieder erblicken würd’ steht sie am Fenster ihres Zimmers in der Hoffnung von droben am Balkon das Augenlicht, der Engel Barmherzigkeit, als Geschenk des Himmels einzufangen…

---

Gavriéla: Ach, wart’ ich ewig, doch wird er kommen! Wird kommen der ersehnte Tag, erhellt
mein Gemüt, lässt der Mond mich gehen.

Damianós: (tritt auf, verwirrt) Oh, liebste Schwester, welch’ Gebet fließt da von deinen
ros’gen Lippen zu so später Stunde?

Gavriéla: (seufzend) Ein Gebet der Angst, mein Bruder. Ist’s dunkel fürcht’ ich mich.

Damianós: Doch dunkel ist’s um dich jeder Zeit. Wird niemals weichen, bis der Engel erlöst
deinen Geist.

Gavriéla: So sei es, oh ich Arme. Bin ich blind für Farben, für hellste Schönheit, oh Fortuna
beichte mir deine Absicht, da du mich ließest innerlich sterben!

Damianós: Sei nicht traurig liebste Schwester, hast doch mich in ew’ger Liebe und
Alexandros scheint dir auch nicht abgeneigt!

Gavriéla: Alexandros, Tölpel, Unhold der Stadt! Verzicht’ ich gern auf ihn, doch dank ich dir
für deine Treu’. Wenn auch mir deine Liebe nicht zurückgeben kann, was mir Helios
nahm! (sinkt auf den Boden nieder)

Damianós: Du träumst von Farben, Tag und Liebe, doch kann niemand dir helfen. Hat
Fortuna doch bestimmt dein Schicksal.

Gavriéla: Ach wär’ ich doch in deinem Körper, würd’ überlisten den bösen Streich!

Damianós: Wie kannst du’s wagen, dein Körper ist der schönste im Land, deine Augen trotz
Pein so rein wie Saphire im Sonnenlicht. Verschandeln würd’st du dein Leben, wenngleich du zu sehen vermögen würdest.

Gavriéla: Verstehen wirst du nie was mich bewegt. Denn auch mir gab Morpheus Träume!
Ich gebe mein Leben nicht auf, wenn auch mein Herz elende Qualen erleide! Ich träume, mein Bruder, von Licht, von Liebe in meinem eigenen Leibe. Doch du Törichter, denkst ich würd’ mich ergeben? Würd’ jemals das Geschenk meines eigen Fleisch und Blut vergeuden? Oh weh mir…

Damianós: Schweig’ mein teurer Schatz, sei’st zufrieden! Ich werde gehen, doch sei auf der
Hut, denn ich sehe alles! (geht ab)


Gavriéla: Oh, weh’ mir… Er redet von sehen, führt mich in einen Irrgarten der Dunkelheit,
Marionette des Schicksals gelenkt von seiner Hand, auf dass ich ihm vertraue, ihm
anvertraue was für andere Männer unerreichbar bliebe, denn ich kann nicht einsam
leben! Ausgeliefert…. Doch beenden kann ich diese Pein! Oh Engel lass’ mich deine
Gefährtin sein! Lass Träume werden Wirklichkeit, in ew’ger Dankbarkeit wird’ ich dir
dienen, nimmst du mich zu dir in dein Licht, gibst mir, wonach ich mich sehnte all’
die Jahr’! Gib’ mir mein heil’ges Licht, mein Traum, mein Wunsch, oh so wird’ ich
dir geben wonach jeder Mann des Landes sich sehnt, werd’ dir opfern meinen Körper,
meine Liebe, nehme wonach es dich sehnt, oh güt’ger Engel!
(stockt, ein Rumpel vor dem Fenster; vielleicht ein Kaufmannswagen)
Weh’ mir… sag’, bist du es? Sag’ güt’ger Engel, erhörest du mich? Wart’ ich werde
zu dir eilen, oh Fortuna du Gute, willst mich nicht ins Unglück stürzen?! Wart’ ich
komm, mein Engel der du aus der Liebe entspringst!
(geht zum Fenster, ein Schrei ertönt)

Alexandros: (vor dem Eingangstor) Ach würd’ ich nur… ach könnt’ ich nur… was würd’ sie
sagen, hielt’ ich nur um ihre Hand an… würde sie… (hört den Schrei, dreht sich um)

(Gavriéla fällt aus dem Fenster, ein Lächeln auf den Lippen, nur noch ein leichter Schrei fließt heraus)

Damianós: (stürmt aus dem Haus) Oh Vetter, oh Alexandros, was geschah’? Wer schrie denn
so aus Leibeskräften als hätten Dämonen ihn verschreckt? (erblickt Gavriéla) weh’ mir… WEH’ MIR! Oh Thanatos, Engel des Todes, du Bastard des Himmels! Zerstörtest dies’ Leben, mein Glück! (kniet neben ihr nieder) Was tat’ sie dir, dass du nahmst ihr Leben, ihre Träume… verdammt seiest du!

Alexandros: Ein Engel war’s? Oh, bitte mein Herr, wie sollt’ ein Engel sie führen zum Tode,
wo sie doch nur aus dem Fenster fiel!

Damianós: Welch’ Grund hätt’ sie zu springen? Welch’ Dämon wär’ in sie gefahren, wenn
nicht Thanatos… welch’ Traum würd’ sie sich so erfüllen?! Doch warum sprichst du so mit Leichtigkeit, ohne Pein zu empfinden für eine Frau die du liebtest?

Alexandros: Ich trau’re, doch nicht wie du! Ich bin ein Mann, ich habe Würde! Freilich liebt’
ich sie, doch was bringt die Trauer mehr als Pein. Doch fragtest du nach einem Grund.
Denkst du, sie sagte sie träume von Licht, sie träume von Farben.

Damianós: Ja sie träumt davon, doch was ist dein Hintergrund, was willst du sagen, so
sprich’doch deutlich!

Alexandros: Der Tod, oh weh’ mir, ist nach der Propheten Sage hell und warm, der Tod mein
Vetter ist ein Traum, wenngleich so grausam er erscheint.

Damianós: (bricht zusammen) Weh’ mir, WEH’ MIR, oh Träume der Verdammnis. Oh
Träume seid verflucht. Morpheus du, nimm sie mir, nimm meine Träume, auf dass
ich nicht ersehne Böses!




Alexandros: Gibst auf du deine Träume würd’ Böses dich ersehen, würd’ dich zerreißen,
denn Träume sind es, die dich leben lassen!

Damianós: Träume… seid verdammt! Wenn ich nicht leben kann in Frieden mit meinen
Liebsten, will ich nicht länger träumen. Und wenn Träume mich am Leben halten, so
will ich sterben!
(zieht ein Messer aus seiner Tasche, ersticht sich selbst)
Träume seid verflucht, triebt in den Tod meine geliebte Schwester, so nehmt auch
mich!
(Stirbt qualvoll)

Alexandros: Träume sind Leben, doch Fortuna entscheidet, welch’ Träume wir haben. Doch
weh’ mir, der Tod ist keine Lösung…
(geht zu Boden, eine Träne fließt)

---


Träumst du von Licht, welches du nicht sehen kannst, träume nicht vom Licht des Todes, träume von Farben deiner Seele!
Denn Träume flüstern wonach sie sich sehnt, doch Todestraum ist nie ein Licht, sondern ew’ge Dunkelheit…


Tee?
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